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Bhutan, das Land des Donnerdrachens, erscheint vielen Himalaja-Begeisterten als das letzte Shangri
La, das letzte Paradies. Verborgen in den tiefen Tälern des östlichen Himalaja und weitgehend abgeschirmt vor fremden Einflüssen aus den Nachbarländern hat sich hier ein kraftvoller und lebendiger buddhistischer Glaube, eine reiche und unverfälschte, aus dem Buddhismus erwachsene Kultur und eine unzerstörte, ökologisch intakte Umwelt erhalten. Eine wahrhaft paradiesische Harmonie, die in dieser Form einzigartig ist und von manchen westlichen Besuchern geradezu als Verheißung empfunden wird. Und in der Tat verspürt auch der Reisende diese Harmonie und überall im Land trifft er auf die Zeugnisse buddhistisch- lamaistischer Kultur und Lebensweise.
Besonders ins Auge fallen dabei die imposanten Klosterburgen, die Dsongs, mit ihrer großartigen und farbenprächtigen Innengestaltung. Als Sitz der Mönche des Rotmützenordens, der führenden religiösen Kraft, sind sie die geistigen und weltlichen Zentren des Landes und hier finden jedes Jahr die höchst eindrucksvollen Tscham-Klosterfeste, die Tsechus, mit den sakralen Tänzen der Mönche statt. Für die Menschen in Bhutan bilden sie den Höhepunkt im Festkalender und den Focus des religiösen Lebens im Jahresablauf. Sie sind weit mehr als folkloristische Darbietung, auch wenn sie inzwischen eine erstrangige Touristenattraktion darstellen. Vielmehr haben die Tsechus zutiefst religiösen Charakter. Sie vermitteln Vorstellungen aus der Glaubenswelt des Lamaismus, sind lebendiger Kult und Schlüssel zur Religion und Geschichte des Landes.
Der Ursprung dieser Klosterfeste, die im gesamten buddhistisch beeinflussten Himalaja-Raum verbreitet sind, liegt in vorbuddhistischer Zeit. Sie waren damals eine Art Siegesfeier, in der das neue Jahr und der helle Frühling mit seiner Fruchtbarkeit über die dunklen Mächte des Winters triumphierte. Wichtige Elemente des dabei betriebenen Kults, wie Dämonenaustreibungen sowie
Tier- und Menschenopfer, entstammen der Tradition des früher im Himalaja vorherrschenden Bön-Glaubens. Im Laufe der Zeit wurde dem alten Dämonen- und Fruchtbarkeitszauber jedoch ein lamaistisches Gewand übergestülpt und auch heute noch bildet die Auseinandersetzung des Buddhismus mit der Bön-Religion den Hintergrund der Tscham-Feste. In einer Art Mysterienspiel interpretieren Mönche, bizarr-dämonisch maskiert und in prunkvolle Gewänder gehüllt, in Tänzen und Pantomimen diese Auseinandersetzung gleichzeitig als Kampf des Guten gegen das Böse. Vornehmlich dienen die Mysterienspiele der Belehrung der Gläubigen im Sinne des Lamaismus, wobei ihnen alle guten und furchterregenden Gottheiten, alle freundlichen und finsteren Dämonen ihrer Glaubenswelt, auch die aus der früheren Bön-Religion, begegnen. Sie sollen die Zuschauer an die Prinzipien des Lamaismus gemahnen und sie so zu einer bewussten Religionsausübung und einer sittengerechten Lebensführung anleiten.
Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem Mystiker und Magier Padmasambhava zu, dem Bezwinger der Götter und Dämonen des Bön und Verkünder des Buddhismus im Himalaja. Die Götter und Dämonen des Bön setzte er als Schutzheilige des Buddhismus ein und bei den Tsechus treten sie allesamt wieder in Erscheinung. Die Menschen in Bhutan sehen in Padmasambhava den Schutzheiligen des Landes und um seine Figur ranken sich viele Mythen und Legenden. So soll er etwa einst auf einer Tigerin reitend von Tibet über den Himalaja ins Paro-Tal geflogen sein, wo er die erzürnten Berg-, Wald- und Wasserdämonen besänftigte, die die Bevölkerung terrorisierten. Von den Bhutanesen wird Pamasambhava als zweiter Buddha und „Guru Rinpoche“, d.h. „Kostbarer Lehrer“, hoch verehrt und vor allem beim Paro-Tsechu, aber auch bei den anderen Klosterfesten in Bhutan setzt er die spektakulären und dramatischen Akzente.
Zum Fest strömen die Gläubigen schon frühmorgens aus dem gesamten Paro-Tal und darüber hinaus allen Teilen des Landes in Richtung Festplatz oberhalb des Dzongs, wo sie bis zum Abschluss des Tsechus am fünften Tag verweilen. Viele tragen die Nationaltracht und die Frauen und Mädchen haben zum festlichen Anlass den kostbaren Familienschmuck aus Türkisen, Korallen und anderen Edelsteinen angelegt. Der Festplatz wird von Klostergebäuden malerisch umrahmt und zu einer Seite mit einem kleinen Tempel öffnet sich der Blick auf die grandiose Kulisse der Himalajabergwelt. Um den Festplatz herum harren die Menschen dichtgedrängt erwartungsvoll dem Beginn des Schauspiels entgegen.
Die Mönche haben sich durch intensive Meditation und Yoga auf ihren Tanzauftritt vorbereitet, denn auf sie wartet eine große körperliche und noch mehr geistige Herausforderung und Anstrengung. Nach den Anweisungen in den alten Schriften müssen sie sich mit Hilfe geheimer Zeremonien in die Gottheiten, die sie im Tanz verkörpern, hineinversetzen, müssen sie in sich erschaffen, um ihrer Rolle gerecht zu werden. Ein ähnliches Ritual gilt den Masken, die die Gottheiten bzw. ein Tier darstellen, das im magischen Zusammenhang mit dieser Gottheit und dem ihr geweihten Tanz steht. Auch sie muss durch heilige Formeln zu dem Wesen, das sie beim Auftritt darstellt, „ernannt“, mit ihr beseelt werden. Als Symbole mystischer Verwandlung erhalten die Masken dadurch in der Vorstellung der Bhutanesen magische Kräfte.
Endlich ist es so weit, mit der Prozession der Lamas und Würdenträger nimmt das Fest seinen Lauf. Ausgehend vom Innenhof des Dzongs windet sich der Zug unter den dumpfen Klängen der Handtrommeln den Wiesenhang zum Festplatz hinauf. Tanzend begleiten ihn Zauberpriester und Geisteraustreiber, deren Aufgabe es ist, Dämonen und Unholde vom Festplatz zu verscheuchen. Dort angekommen nehmen die Musiker auf dem Balkon des kleinen Klostergebäudes Platz und eröffnen mit ihrer eindringlichen Sakralmusik den Reigen der Tänze. Traditionell ist der erste Tanz beim Paro-Tsechu dem Totengott Shinji, kein anderer als Gott Yama, gewidmet. Mal gemächlich, bald aber auch in temperamentvollen Bewegungen drehen der Totengott als Symbol des männlichen Prinzips „Yab“ und seine weibliche Entsprechung für das Prinzip „Yum“ im Tanz ihre Kreise. In dieser Polarität von Yab-Yum offenbart sich ganz deutlich das alte Erbe aus den Glaubensvorstellungen des Tantrismus, die im Lamaismus Bhutans sehr lebendig sind. Beide Tänzer tragen bunte Gewänder aus kostbaren alten Seidenbrokaten. Ihre Gesichter verhüllen dämonenhafte Masken von Totenköpfen gekrönt, mit dem dritten Auge auf der Stirn, das Erkenntnis und Weisheit versinnbildlicht.
Einen ersten Höhepunkt markiert der Toom-Ngam Tanz, die Opferung des Linga, bei dem der große Padmasambhava unmittelbar in Aktion tritt. Er präsentiert sich in neun zornigen Erscheinungsformen, begleitet von einem bizarren Gefolge von Dämonen und Geistern, allesamt mit furchterregenden Masken. Ihre Aufgabe ist es, den Linga zu opfern, eine kleine aus Teig geformte Menschenfigur zu zerstören. Sie  personifiziert das Böse, das durch Magie vernichtet werden soll. Hier werden Erinnerungen an frühere Riten aus der vorbuddhistischen Zeit des Bön wach, bei denen tatsächlich Tiere und sogar Menschen geopfert wurden. Die Tanzszenerie entwickelt sich dramatisch, begleitet von klagendem  Geschrei, wilder Gestik und frenetischer Musik. Im Augenblick höchster Spannung reißt der Anführer der Tänzer seinen Ritualdolch empor und stößt ihn mit einem ekstatischen Schrei in das Opfer. Der Linga, die Manifestation des Bösen ist durchbohrt, unschädlich gemacht. Der Rundtanz der zornigen Erscheinungsformen Padmasambhavas wird zu einem ungezügelten Triumph. In ihren Händen schwingen sie nun alle einen Dolch. Dies soll bedeuten, dass es in die Hand eines jeden Menschen gegeben ist, die Welt und sein eigenes Ich von bösen Kräften, von den Schatten seines selbstsüchtigen Egos zu befreien.
Das Programm ist dicht gedrängt, die Tänzer agieren in rascher Folge. Nur einige der Darbietungen können hier kurz angesprochen werden. Da ist etwa der Hirschtanz Sha-Zam, vormals eine Besonderheit Bhutans, gehört er inzwischen zum Programm der meisten Tscham-Feste im Himalaja. Er erzählt ein Märchen von Padmasambhava, in dem er den Geist des Windes bezwingt, der den Menschen immer wieder Unfrieden und Unglück bringt. Nachdem er den Geist besiegt hat, besteigt er dessen Reittier, den Hirsch, und stiftet in der Welt Frieden. Der Tanz mit der grotesken Hirschmaske gilt deshalb als Dank an den Guru, der die Menschen von Unheil befreit hat.
Auch der im ganzen Himalaja bekannte Tanz der Schwarzhutmagier mit ihren prächtigen Seidengewändern und den schwarzen Filzhüten, über die sich ein Fächer mit Totenköpfen stülpt, ist indirekt Padmasambhava gewidmet. Ihre Pantomime berichtet vom bösen König Langdarme, der sich einst mit den Bön-Priestern verbündete, um den Buddhismus im Himalaja zu vernichten. Mit Hilfe von Padmasambhava gelang es jedoch einem lamaistischen Mönch, den König zu töten und so den Buddhismus zu retten. Die Schwarzhutmagier zelebrieren diesen Triumph mit einem düster anmutenden Rundtanz begleitet von klagenden Muschelhörnern, der sich schließlich im hämmernden Klang der Kesselpauken, Gongs und Trommeln verliert.
Breiten Raum nimmt beim Paro-Tsechu die tänzerische und pantomimische  Auseinandersetzung mit dem Tod und dem Reich der Toten ein. Dazu gehört etwa Dur-Dag, der Tanz der Skelette. Sie tanzen den Weg , den der Verstorbene durch das Totenreich des Bardo nehmen muss und feiern die Unterwerfung der bösen Dämonen, die eine gute Wiedergeburt verhindern wollen. Einen wichtigen, im Sinne der religiösen Belehrung der Gläubigen wohl den bedeutsamsten Höhepunkt zum gleichen Thema erreicht das Paro-Tsechu am vierten Tag mit dem
Raksha-Mar-Chham, dem Totengericht, das nach einer Schlüsselszene des Tibetischen Totenbuches choreographiert wurde. In höchst ausdrucksstarken Bildern stellt der Tanz pantomimisch das Totengericht
dar, das der Totengott Shinji/Yama im Bardo, also dem Zwischenstadium nach dem Ableben des Toten, über den Verstorbenen abhält.
Begleitet vom ohrenbetäubenden Lärm der Zimbeln, Rasseln und Trommeln wird er von zwanzig kräftigen Mönchen als Riesenfigur auf den Schauplatz getragen. Die kleine Prozession, flankiert vom Geheul böser Geister sowie den Masken der zwölf Kalendertiere und der fünf Elemente Holz, Feuer, Erde, Eisen und Wasser, zieht in kreisenden Bewegungen um den Festgrund, bis Shinji unter einem Baldachin vor der Mauer des alten Klosters abgesetzt wird. Er trägt die Teufelsmaske des Roten Mahakala mit einer Krone aus Totenköpfen, auf der Stirn das dritte Auge der Weisheit und Erkenntnis. In seinen Händen hält der Gott des Schreckens Spiegel und Rosenkranz. Siegesbanner und Zeremonialschwert unter den Armen eingeklemmt, vervollständigen seine Ausstattung. Der Spiegel visualisiert die Lebensführung des Toten und am Rosenkranz zählen der gute Geist und der General der Hölle seine positiven und negativen Taten ab. Der gute Geist versucht den Toten zu trösten, doch auch wenn seine positiven Taten überwiegen, muss er doch eine Zeit in der Hölle verbringen, die den Zuschauern mit all ihren Schrecken tänzerisch vor Augen geführt wird. Erst wenn die Seele geläutert ist, kann sie im Triumph auf einem weißen Teppich zum Totenrichter geleitet werden, der ihr die Absolution erteilt. Daran ändert auch der wütende Protest des Generals der Hölle nichts, dessen Geschrei ungehört in den Bergen des Himalaja verhallt. Der Mensch hat sich aus dem Zustand des Getriebenseins befreit, um Leben und Sterben zu lernen und so dem Höchsten, der Erlösung im Nirvana, näher zu kommen.
Die Zuschauer kennen die Bedeutung und die Botschaft der Tänze ganz genau, sie sind ihnen von Kindheit an vertraut. So fällt es ihnen offenbar nicht schwer, ihre oftmals komplexe Symbolik zu begreifen. Sie verfolgen die Vorführungen deshalb mit großem Enthusiasmus und innerer Anteilnahme. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die strenge Unterweisung in der lamaistischen Lehre auf die Gemüter der Gläubigen legt und auf dem Festgelände bisweilen eine ernste und gedrückte Stimmung Platz greift. Immer dann treten clownhafte Tänzer als Spaßmacher in Aktion, um die Atmosphäre wieder aufzuheitern und zu entspannen. Sie amüsieren die Zuschauer mit erotischen Anzüglichkeiten und parodieren das Tagesgeschehen. Nur ihnen ist es erlaubt, selbst die heiligsten Akteure des Tsechu zu karikieren und die Gläubigen reagieren mit ausgelassenem Gelächter. Zu ihren Aufgaben gehört aber auch die Interpretation der komplizierten Darstellungen, die Übersetzung ins allgemein Verständliche, falls doch Besuchern aus abgelegenen Gebieten die getanzten Parabeln nicht so vertraut sind.
Den für die Gläubigen und auch die Touristen spektakulären Glanzpunkt des Paro-Tsechu bietet wohl die Enthüllung des großen Rollbildes mit der Thangka-Zeremonie am fünften und letzten Tag. Schon im Morgengrauen hocken die Mönche dichtgedrängt in langen Reihen am Boden des Festplatzes. Vor dem kleinen Klostergebäude sitzt der Oberlama auf seinem Thron, vor dem ein kleiner Altar errichtet wurde. Noch vor Sonnenaufgang befestigen Mönche das ca. 30m lange und 20m breite Thangka an der Balustrade des vierten Stockwerks, von der es langsam abgerollt wird. In voller Pracht präsentiert sich das seidene Großbild von Padmasambhava mit seinen acht Emanationen und seinen beiden weiblichen Aspekten. Überwältigt von dem grandiosen Anblick können die Besucher einen Ausruf der Bewunderung kaum unterdrücken. Das Rollbild von Paro gilt als besonders geheiligt, weil es bei einem Brand, bei dem das Kloster völlig zerstört wurde, als einziges unversehrt erhalten blieb.
Gläubige, die das Thangka andächtig betrachten, werden von allen Sünden befeit. Instinktiv zieht es sie deshalb zum Bild, um die acht glücksbringenden Symbole des Buddhismus an seinem unteren Rand mit Händen und Stirn zu berühren. Vor dem Thangka ist ein langer Altar mit Hunderten von Öllichtern, heiligem Wasser und buntdekorierten hohen Kuchen, die den Weltenberg Meru darstellen, aufgebaut. Wer hier Opfer bringt, betet und meditiert, ist dabei dem Nirvana nahe. Viele Gläubige nähern sich mit Opfergaben dem Thronsitz des Oberlama, die sie geschmückt mit glückverheißenden weißen Schleiern auf dem Altar des Abts niederlegen. Demütig berühren die frommer Pilger den geheiligten Boden des Festplatzes mit der Stirn.
Zum Schluss der Zeremonie wird das heilige Thangka nach altem Ritus symbolisch gebadet. Gebannt verfolgen die Gläubigen die Szenerie, bei der ein Mönch einen Spiegel hält, in dem die Abbilder von Padmasambhava und seinen Begleitern eingefangen werden. Ein Lama besprengt die Spiegelbilder mit heiligem Wasser und damit sind sie gereinigt, von unguten Einflüssen befreit. Wenn die Sonne mittags im Süden steht, wird das Thangka langsam wieder herabgelassen und aufgerollt. Eine lange Reihe von Mönchen trägt es zurück in den Dzong, wo es bis zum nächsten Tsechu aufbewahrt wird.
Als Ausklang erwartet die Zuschauer noch einmal ein dramatischer Höhepunkt. Mit mächtigem Posaunenton kündigen die gewaltigen Langhörner, die Radongs, den großen Auftritt von Guru Padmasambhava in seinen verschiedenen Erscheinungsformen an. Gottheiten, Geister, Dämonen und  Bodhisattvas sowie weitere Gestalten aus dem bunten lamaistischen Pantheon geben ihm das Geleit, als sie aus dem Dunkel des Tempels heraustreten und mit dem Tanz beginnen. In der Goldmaske mit friedlich-gelassenen Zügen und einem prächtigen Umhang aus Seidenbrokat repräsentiert Padmasambhava den „Kostbaren Lehrer“, ihm zur Seite seine acht Emanationen in ihren jeweiligen Masken und Gewändern. Der Dunst von Weihrauch erfüllt den Festhof, als sich der Guru mit seiner Goldmaske nach einem feierlichen Rundgang schließlich auf seinem Ehrenplatz unter dem Baldachin niederlässt. Nach dem Tanz auch seiner Manifestationen nehmen sie neben ihm Aufstellung. Gläubige eilen herbei, um ihnen Opfer zu bringen und den Segen vom Guru zu empfangen, den er ihnen huldvoll gewährt. Umspielt von der Abendsonne erscheint seine Maske bewegt, zum Leben erweckt, um das Fest mit den Gläubigen zu feiern. Vom Balkon dringen die sonoren Stimmen der Lamas, die Padmasambhava mit ihren Gebeten anrufen, während ihn Feen im Skelettgewand mit Gesängen und Tänzen ehren, wahrhaft eine eindrucksvolle Szenerie. Ein letztes Mal vollführen die Feen tanzend den magischen Zirkel des Mandala, den heiligen Kreis, in dem die Gottheiten beschworen, herbeigerufen, dargestellt und verehrt werden.
Dann ist das Spiel aus, das Fest der Götter ist zu Ende. Noch ganz befangen von den starken Eindrücken des Erlebten verlassen die Gläubigen langsam den Festplatz, um sich auf ihre Heimreise vorzubereiten. Ihr Vertrauen in die Vorstellungswelt ihres Glaubens ist wieder gefestigt und sie sind sich gewiss, dass für ein weiteres Jahr der Segen der buddhistischen sowie der Bön-Gottheiten auf ihnen ruht und sie vor Unheil bewahren wird. Bis zur nächsten Tsechu werden Frieden, Glück und Wohlstand über dem Paro-Tal herrschen.
An ihrem nachdenklichen Gesichtsausdruck ist erkennbar, dass diese eindringliche Begegnung mit dem Lamaismus Bhutans auch auf viele westliche Besucher ihre Wirkung nicht verfehlt hat. Wer als Reisender in Bhutan mehr sucht als den flüchtigen touristischen Reiz, für den ist der Besuch eines Tsechu ein unbedingtes Muss. Mehr noch kann daraus eine ganz spezielle Erfahrung werden und möglicherweise ein Anstoß, um auch einmal über die eigene Geisteshaltung und Lebensauffassung zu reflektieren. Was sagen die echten Bhutan-Enthusiasten: Bhutan ist kein Land, sondern ein seelischer Glückszustand. Warum sollte man sich als Reisender darauf nicht mal versuchsweise einlassen?
Die nächste Gelegenheit zum Besuch des Paro-Tsechu finden Sie zusammen mit den Termindaten anderer Klosterfeste auf unserer Termin-Seite Himalaja.


Bei den Hintergrundbeschreibungen und Deutungen der Tänze des Paro-Festes beziehen wir uns mehrfach auf die Ausführungen von Gisela Bonn in ihrem hervorragenden Buch „Bhutan – Kunst und Kultur im Reich der Drachen“, DuMont-Verlag, Köln 1988. Sie gibt darin eine fundierte und vertiefte Einführung in die Religion und Kultur Bhutans und darüber hinaus den Lamaismus des Himalaja generell, die man jedem weitergehend Interessierten mit Nachruck ans Herz legen kann.

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