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IIndische Feste mit ihren wogenden Menschenmassen, ihrer Flut von Bildern, Farben und Gerüchen, die auf den Besucher einstürmen. Viele Reisende sind von diesen Eindrücken überwältigt, manche aber auch irritiert und abgeschreckt. Wer je das Chaos indischer Wagenfeste miterlebt hat oder in den Trubel des Holi-Festes geraten ist, kann dies nachvollziehen. Es gibt jedoch, und wen würde das wundern, auch eine ganz andere Ausdrucksform indischer Feste. Indien, natürlich immer wieder in seiner berauschenden Farbenpracht, aber auch von seiner anmutigen und lieblichen Seite, kann man beim Gangaur-Fest in Rajasthan erleben.
Das Fest ist der Göttin Gauri gewidmet. Gauri ist sozusagen der „Mädchenname“ der mächtigen Durga, die in ihrer Erscheinungsform als Gauri eine Art hinduistische Urform der liebenden Braut und Gattin verkörpert. Sie hatte sich einst nach der hinduistischen Mythologie für ihren Gatten Rudra (Shiva) geopfert und wurde in einer neuen Manifestation als Parvati zu seiner Frau. Dieses Idealbild der liebenden Braut, der hingebungsvollen und sich aufopfernden Gattin, lebt im Gangaur-Fest weiter. Seine besondere Bedeutung quasi als Hommage an die eheliche Liebe wird bereits im Namen selbst deutlich. Gan steht als Synonym für Shiva und Gaur bzw. Gauri bezeichnet Parvati. Als Gangaur vereint, symbolisieren sie das vollkommene Eheglück.
Gangaur wird vor allem von Frauen und Mädchen begangen. Indem noch nicht verheiratete Mädchen sowie Ehefrauen der Göttin Gauri huldigen, bringen sie zum Ausdruck, dass sie Gauri auch für sich als Ideal und Vorbild verehren. In ihre Verehrung schließen die jungen Mädchen die Bitte an die Göttin um einen Mann ihrer Wahl ein, während die verheirateten Frauen das Wohlergehen ihres Ehemannes und ein langwährendes Eheglück erflehen. Hier offenbart sich, das Gauri auch als eine Art Reflex der häufig völlig anders gearteten und harten sozialen Realität Indiens zu sehen ist. Denn im wirklichen Leben ist es den indischen Mädchen meistens gerade nicht möglich, ihren Mann selbst zu wählen. Und für indische Frauen gibt es kaum ein schwereres Schicksal, als früh den Ehemann zu verlieren und als recht- und mittellose Witwe weiterleben zu müssen.
Dem einzigartigen romantischen Zauber von Gangaur tut dies keinen Abbruch und zu Recht gilt es als eines der schönsten Feste von Rajasthan. In früheren Zeiten wurde Gangaur auch an den Rajputen- Höfen mit großem Pomp begangen, wovon viele herrliche Miniaturmalereien beredtes Zeugnis ablegen. In manchen Orten hat sich diese Tradition bis heute bewahrt und von der Bevölkerung wird das Gangaur- Fest nach wie vor als Frühlingsfest mit großer Begeisterung gefeiert.
Bereits mit dem Ende des Holi-Festes beginnen die Feierlichkeiten und dauern insgesamt fast drei Wochen. Es ist der indische Monat Chaitra, also März/April, und um diese Jahreszeit sind die Temperaturen noch recht angenehm. Aus der Asche der Holi-Feuer modellieren die Frauen kleine Idole von Gauri und Shiva, die unter Zeremonien und Gebeten in den Tempeln und Hausaltären aufgestellt werden. An den folgenden Tagen ziehen die Frauen und Mädchen, angetan mit ihren schönsten Saris, in die Tempel und singen Lieder zu Ehren der Gottheiten. Beginnend mit dem siebten Tag nach Holi kann man kleine Gruppen unverheirateter Mädchen beobachten, die sog. Ghudlias auf ihren Köpfen tragen. Das sind Tontöpfe mit vielen Löchern, in deren Inneren eine Öllampe brennt. Auch diese Mädchen haben ihre schönsten Gewänder angelegt und wandern in den Abendstunden mit den Ghudlias auf ihren Häuptern singend durch die Straßen ihres Quartiers.
Den Höhepunkt erreichen die Feierlichkeiten kurz nach dem Chaitra-Neumond an den drei letzten Tagen des Festes. Die Legende weiß hierzu zu berichten, dass Gauri/Parvati während der gesamten Festperiode bei den Menschen weilt, um sie zu beglücken. An den festlichen Höhepunkten der Schlusstage kommt Shiva zu ihr und holt sie wieder zu sich heim. Dies muss ganz besonders gefeiert werden.
An diesen Tagen finden in vielen Orten glanzvolle Festzüge mit Bildnissen der Göttin und ihres Gemahls statt, die in prächtige Gewänder gehüllt und mit Schmuck und Blumengirlanden behängt, von den Frauen und Mädchen durch die Straßen getragen werden. Besonders eindrucksvoll sind die Festlichkeiten zum einen in Jaipur, wo der Palast des Maharadscha Ausgangpunkt einer prunkvollen Prozession ist. Angeführt von kunstvoll dekorierten und bemalten Elefanten, Kamelen und Pferden und begleitet von Musikern, Tänzern und Festwagen wird die Göttin Gauri in einer prächtigen Sänfte durch die Stadt geführt. Frauen mit kostbaren, golddurchwirkten Saris und angetan mit herrlichem Goldschmuck führen traditionelle Tänze auf.
Ein anderes, ganz spezielles Highlight bilden die Feierlichkeiten in Udaipur, wo das Gangaur-Fest auch unter dem Namen Mewar-Fair bekannt ist. Hier versammeln sich Gruppen von Frauen und Mädchen der verschiedenen Stadtquartiere, um jeweils für sich ihre Götterbildnisse von Gauri und Shiva mit prächtigen Kleidern, Blumen und Geschmeide zu schmücken. Die einzelnen Quartiersgemeinschaften formieren sich dann am Nachmittag zu einer Vielzahl von kleinen Prozessionen, bei denen die oft mannshohen Idole auf den Köpfen der Frauen zum Gaungaur-Ghat am Pichola-See getragen werden. Dutzende von prunkvollen Götterbildnissen und Hunderte farbenprächtig gekleideter Frauen treffen hier vor der Traumkulisse des Pichola-Sees zusammen. Viele Frauen haben ihre Hände kunstvoll mit Henna gefärbt, ihre farbenprächtigen mit Gold und Silber durchwirkten Saris erstrahlen im warmen Sonnenlicht. In einer heiteren und anmutigen Atmosphäre führen sie Tänze zu Ehren der Gottheiten auf, vollziehen Pujas und verwöhnen die Idole mit ausgesuchten Aufmerksamkeiten, z.B. duftenden Blüten. All dies vereint sich zu einem schier überwältigenden Anblick, einem wahren Farbenrausch und Fest für alle Sinne.
Als krönender Abschluss werden Idole auf festlich hergerichtete Boote gesetzt und unter Gesang und Zeremonien in einer Schiffsprozession über den See geleitet. Auch von der berühmten Palast-Insel „Lake Palace“ starten prachtvoll geschmückte Boote mit Bildnissen der Gottheiten, begleitet von den Mitgliedern der Maharadscha-Familie. Jahr für Jahr lässt sie es sich nicht nehmen, durch ihre persönliche Teilnahme dem Gangaur-Fest zusätzlichen Glanz zu verleihen. Wer von den faszinierenden Bildern nicht genug bekommen kann, der sollte an den beiden folgenden Tagen erneut zum Gangaur-Ghat gehen, an denen sich das Schauspiel der Prozessionen und Festaktivitäten noch zweimal wiederholt. Natürlich kommen beim Mewar/Gangaur- Fest auch die weltlichen Vergnügungen nicht zu kurz. Dem Besucher präsentiert sich ein bunter Reigen traditioneller Rajasthani-Kultur mit Volkstänzen, Gesängen und anderen folkloristischen Darbietungen. Den spektakulären Höhepunkt bildet jeden Abend ein großes Feuerwerk vor der herrlichen Kulisse der alten Stadt.
Eine geradezu rührend-liebenswerte Zugabe erhalten standhafte Festbesucher, die auch am Morgen nach dem Schlusstag erneut den Weg zum Gangaur-Ghat
finden. Ein letztes Mal versammeln sich hier kleine Gruppen von Frauen und Mädchen, jetzt aber ohne Festsari. In Schalen, geschmückt mit Blumen, tragen sie die Miniaturausgaben ihrer Idole Gauri und Shiva, denen sie während der Festperiode in ihren Hausaltären gehuldigt haben, zum Seeufer. Noch einmal singen und beten die Frauen zu ihrer Verehrung und liebevoll werden sie symbolisch mit Speise und Trank verwöhnt. Dann treten die Frauen ans Wasser, ein entschlossener Wurf und die Götterfiguren versinken im See. Erst jetzt ist das Gangaur-Fest von Udaipur wirklich zu Ende.
Für die männliche und weibliche Landjugend bildet die Zeit des Gangaur-Festes eine willkommene Gelegenheit, sich frei und ungezwungen zu treffen und Liebesbande anzuknüpfen. Es verwundert deshalb nicht, dass so manche Ehe schon durch die Göttin Gauri gestiftet wurde. In dieser Hinsicht bietet das Gangaur-Fest eine Ausnahme von den sonst so starren Heiratsbräuchen Indiens und diese Ausnahme wird auch gesellschaftlich akzeptiert. Das Gangaur-Fest bietet so ganz nebenbei einen amüsanten Einblick in die Gepflogenheiten volkstümlichen indischen Lebens. Die Scharen wunderschön gekleideter Mädchen und Frauen und ihr ausgelassenes buntes Treiben machen es zugleich zu einem wahren Augenschmaus. Und auch für den Besucher gerät die allenthalben zu beobachtende heitere Atmosphäre und fröhliche Stimmung von Gangaur zu einem absoluten Vergnügen. Schöner kann man Indien kaum erleben.
Das genaue Datum des Gangaur-Festes und anderer wichtiger Festereignisse finden Sie auf unserer Seite unter den Fest-Terminen von Indien.

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