Home
Feste
Beschreibungen
Pushkar Mela
Loy Krathong
Kandy Perahera
Odalan
Gangaur
Bisket Yatra
Phaung Daw U
Boun Ok Phansa
Paro Tsechu
Thaipusam
Galungan
Rath Yatra
Yon Bua
Mönlam
Termine

Bali erscheint in mancher Hinsicht einzigartig und faszinierend zugleich. Nach der Weltanschauung der Balinesen steht die Existenz übernatürlicher Sphären außer Frage, weil für sie der Kosmos weit mehr umfasst, als die den menschlichen Sinnen zugänglichen Phänomene. Dabei gibt es keine klare Trennung zwischen der irdischen, natürlichen Welt und magischen, transzendenten Erscheinungen, zwischen  guten, göttlichen Kräften und dunklen, dämonischen Mächten. In der Vorstellung der Balinesen sind vielmehr all diese Dinge und Erscheinungsformen vielschichtig miteinander verbunden und die Übergänge sind fließend. Alles ist eins und das Eine ist alles. Balinesen fühlen sich quasi eingewoben in ein kosmisches Gesamtkonzept, in ein sensibles Gleichgewicht von natürlich und göttlich, von gut und böse. Damit die Menschen friedvoll und glücklich leben können, muß diese kosmische Balance unbedingt erhalten werden. Dazu bedarf es ständig vielfältiger Rituale, Opferhandlungen und feierlicher Zeremonien, mit denen die dunklen Mächte besänftigt und die Götter gewogen gestimmt werden, damit sie den Menschen Schutz gewähren.
Eine zentrale Bedeutung kommt hierbei den Festen zu, bei denen diese Kulthandlungen kulminieren, und ganz besonders gilt dies für Galungan-Kuningan. Im rituellen Jahreskalender der Balinesen ist Galungan der wichtigste Feiertag. Nach zehn Tagen folgt das   Kuningan-Fest, sodaß sich mit den Vorbereitungen und Zeremonien an den Tagen vor und zwischen den beiden Terminen eine ganze Festperiode besonders heiliger Tage ergibt. Gewidmet ist Galungan dem allerhöchsten göttlichen Wesen „Sangyang Widi“, dem unaussprechlichen, allumfassenden Schöpfer und Herrn des Universums, einer als abstrakt empfundenen „Übergottheit“ der Balinesen. Zum Galungan-Fest steigt er zusammen mit anderen Gottheiten und den vergöttlichten Ahnen von seinem Sitz auf dem Berg Gunung Agung in die Tempel zu den Menschen  herab, um während der zehntägigen Festperiode bis zum Kuningan-Tag bei ihnen zu verweilen, bis sie dann wieder zum Himmel emporsteigen.
Natürlich ranken sich um ein so wichtiges Fest reiche Mythen und Legenden. In der Überlieferung verbindet sich für die Balinesen mit dem Galungan-Fest vor allem die Geschichte vom Sieg über den despotischen Herrscher und Dämonen Maya Danawa. Alten, teils historischen Erzählungen nach hatte dieser seinen Untertanen verboten, ihren Gottheiten und Ahnen zu huldigen. Mit dem Beistand von Gott Indra und seinen göttlichen Verbündeten lehnte sich das Volk dagegen auf und besiegte den König in einer großen Schlacht. Die Leute waren nun frei und konnten nach ihrem eigenen Glauben, dem Bali- Hinduismus (Agama Hinduismus) ihr Leben gestalten. Im Gedenken an dieses Ereignis ehrt man noch heute  am Kuningan-Tag die Seelen der gefallenen Krieger dieses Kampfes, die zu göttlichen Helden (Bhataras) geworden sind. So symbolisiert Galungan für die Balinesen auch den mythologischen Sieg der Götter gegen die Mächte des Bösen. Es ist der Sieg des Dharma, des „guten“ Prinzips, über das  Adharma, das „böse“ Prinzip, mit dem die Welt immer wieder neu geschaffen wird.
Der eigentliche Galungan-Festtag, der im Bali-Kalender "Hari Raya Galungan" genannt wird, fällt stets auf einen Mittwoch. Die geschäftigen Festvorbereitungen beginnen aber schon eine Woche vorher, womit es seine besondere Bewandtnis hat. Die Tage vor Galungan gelten bei den Balinesen eher als gefährlich, denn vor der Ankunft der Götter und Ahnen auf der Erde steigen auch die unheilbringenden Dämonen, die Kalas und Bhutas, aus der Unterwelt empor, um den Menschen übel mitzuspielen. Während dieser kritischen Tage widmet man sich deshalb mit Eifer den Vorbereitungen zum großen Fest für die göttlichen Gäste. Durch die hingebungsvolle Arbeit soll die Gefahr gebannt werden, die von den Gästen aus der Unterwelt droht. Zudem müssen auch den Dämonen während der Festtage Opfergaben dargebracht werden, um sie zu besänftigen und zu bannen.
Die Festvorbereitungen an den Tagen vor Galungen folgen speziellen traditionellen Regeln bzw. einem bestimmten Zeitplan, und alle Familien der Dorfgemeinschaft nehmen daran teil. Am Donnerstag vor Galungan, dem "Hari Sugian Java-Tag" und am Freitag, dem "Hari Sugian Bali-Tag" werden die Utensilien beschafft, die für die Opferzeremonien benötigt werden. Zu den Opfergaben gehören die "Dodols", kleine Süßigkeiten, die die Frauen am Samstag, dem " Hari Penodolan" aus Reismehl zubereiten. "Tape", eine andere kleine Süßigkeit aus Reismehl und Hefe wird am Sonntag "Hari Penyekeban" hergestellt. Montag "Hari Penyayaan", der "Kuchen-Tag", ist dafür vorgesehen, kleine bunte Reisküchlein "Jajan" genannt als Opfergaben für die Haustempel zu backen. Auch auf den vor den Festtagen besonders üppigen Märkten findet man sie zu Hauf. Hari Penyayaan ist auch der Tag, an dem den Haustieren besondere Verehrung zuteil wird, bevor sie dann am Folgetag "Hari Penempahan" zu Opfertieren werden. Mengen von Hühnern und Schweinen müssen ihr Leben lassen, aus denen man phantasievolle und aufwändig gestaltete Opfergaben und schmackhafte „Lawar“-Gerichte herstellt. Ein Teil davon wird bereits am Nachmittag den bösen Geistern dargebracht, die gleichfalls bedacht werden müssen, um das Dorf vor Unheil zu  bewahren.
Zu den auffallendsten Festvorbereitungen am Vortag von Galungan gehört das Aufstellen der „Penjors“, mit denen die Dorfstraßen geschmückt werden. Dies sind lange verzierte Bambusstangen, deren Spitzen sich in einem anmutigen Bogen zur Straßenmitte hin neigen. Daran sind kunstvoll aus Palmblättern, Früchten und Blumen gearbeitete Opfergaben aufgehängt. Auch die Stangen der Penjors sind  über und über mit filigranem Flechtwerk und häufig mit Reisbüscheln  dekoriert. Vor jeder Haustür haben sie ihren Platz und sind symbolischer Dank an Sanghyang Widi für seine Güte, der den Menschen Leben und Wohlstand schenkt und die Früchte auf den Feldern wachsen läßt. Vor dem Eingang eines jeden Gehöfts wird zudem ein kleiner Bambusaltar aufgestellt. Daran ist ein "Lamak" befestigt, ein langer schmaler, mattenähnlicher Behang. Er wird aus dunkelgrünen Blättern der Zuckerpalme und hellgrünen Blättern junger Kokospalmen geflochten, meist in einem komplizierten Muster geometrischer Formen. Oft ist auch das „Cili- Motiv“ dargestellt, eine stark stilisierte, menschenähnliche Gestalt, welche die Reisgöttin Devi Sri verkörpert. Im Schmuck der Penjors und der übrigen Galungan-Dekoration bieten die Dorfstraßen ein zauberhaftes Bild, das allein einen Besuch auf Bali lohnt.
Mittwoch ist dann endlich der Galungan Haupt-Festtag, "Hari Raya Galungan". Jedermann ist bemüht, jetzt an seinem Heimatort, am Stammsitz seiner Familie zu sein, um das Fest zusammen mit den Angehörigen zu begehen. Heute steigen die Gottheiten aus den himmlischen Sphären in die Tempel herab und nehmen auf den für sie reservierten Thronsitzen Platz, um sich von den Menschen feiern zu lassen. Während ihres Aufenthaltes auf der Erde bis zum Kuningan-Tag erwartet sie ein vielfältiges Festprogramm, das den ganzen kulturellen Reichtum und die Pracht religiöser Ausdrucksformen der Balinesen offenbart. Dabei gehen, ganz typisch für Bali, spirituelles Ritual und weltliches Vergnügen nahtlos ineinander über und haben selbstverständlich nebeneinander ihren Platz.
An diesen Tagen zieht es die Balinesen, angetan mit ihren besten Kleidern und festlich geschmückt, schon am frühen morgen zu den Familienschreinen und in die Tempel, in denen nun Hochbetrieb herrscht. Hier türmen sich jetzt opulente und phantasiereich gestaltete Opfergaben von Speisen, z. B. aus  Reisteig oder Fleisch, Flechtwerk und Blumen. Kleinere Opfer bringt man auch zu den Reisfeldern, den Reislagern und zum Friedhof. Innige Gebete werden an Sanghyang Widi und die anderen Götter sowie die Geister der Ahnen gerichtet. Mit sicherem Schritt tragen die Frauen immer neue kunstvoll zu hohen Türmen aufgeschichtete Opfergaben auf den Köpfen herbei. In feierlichen Zeremonien werden sie vom Brahmanen-Priester gesegnet und jetzt als geheiligt wieder zu den Häusern zurückgebracht, wo man sie in der Familie gemeinsam verzehrt. Auch die Pujas nehmen in den Tempeln kein Ende, bei denen die Gläubigen den Segen mit heiligem Wasser „Tirta“ empfangen.
Zur Erbauung von Göttern und Menschen ziehen Gläubige in prunkvollen Gewändern als Festprozession durch die Straßen zu den Tempeln. Tänze und Theateraufführungen sorgen bei göttlichen Gästen und Gläubigen für angenehmen Zeitvertreib, während Männer auf dem Tempelvorplatz mit Leidenschaft dem Hahnenkampf frönen. Im Dunkel der Nacht haben die Schattenspieler und der magische Barong ihren Auftritt und über allem schwebt der Klang des nimmermüden Gamelan-Orchesters, das sich in einem Pavillon am Rande des Tempels niedergelassen hat. Abseits aller Festaktivitäten ist Galungan auch ein Anlaß zur inneren Einkehr und Kontemplation. Die Gedanken der Menschen gehen zurück zu Ihren Verstorbenen und Ahnen, die jetzt auch in Ihren Häusern verweilen und mit Gebeten und Opfern geehrt werden. Speziell am Tag nach "Hari Raya Galungan", dem "Manis Galungan" (Süßer Galungan) treffen sich die Großfamilien zum gemeinsamen festlichen Beisammensein.
Besondere Ereignisse halten noch einmal die letzten zwei Tage der Festperiode bereit. Am Samstag "Hari Raya Kuningan", dem Beginn des Kuningan-Festes, gedenkt man mit besonderen Zeremonien der Toten des mythologischen Kampfes gegen den Dämonenkönig Maya Denawa. An diesem Tag findet speziell im Tempel Pura Panti Timbrah in Paksabali bei Klungkung die besonders sehenswerte Perang Dewa Zeremonie statt, die einen symbolischen Kampf zwischen göttlichen Bharatas darstellt. Hari Raya Kuningan ist auch der letzte Tag des vorübergehenden Aufenthaltes der Götter und Ahnen auf der Erde. Bevor sie wieder zum Himmel aufsteigen, werden ihnen letzte Opfergaben aus Früchten, Kuchen und Fleischspeisen dargebracht.
Am Folgetag, "Hari Manis Kuningan" findet eine große Prozession "Pemendakan"  zur Schildkröteninsel Serangan vor der Südküste Balisi statt. Viele Menschen aus ganz Bali ziehen beladen mit Opfergaben zum gegenüberliegenden Hafen Benoa, wo sie im Tempel Sakenan beten, um dann in einer Wasserprozession zur Insel überzusetzen oder bei Ebbe zu Fuß hinüber zu wandern. Die spektakulärsten Teilnehmer dieser Prozession sind zwei „Barong Landung“ aus Benoa, zwei besonders große Barong Figuren. Im Tempel Sakenan am Strand von Benoa führen sie einen Barong-Tanz auf, bevor sie auf die Schildkröteninsel Serangan gebracht werden, auf der das Schildkrötenfest stattfindet.
Dem aufgeschlossenen Besucher eröffnet Galungan-Kuningan einen unvergesslichen Einblick in die tiefe, unverfälschte Gläubigkeit der Balinesen und bietet zugleich ein überwältigendes Schauspiel ihres faszinierenden und kunstvollen religiösen Kults, der weltweit seinesgleichen sucht. Mit folkloristischer Inszenierung hat dies nichts gemein. Vielmehr ist es lebendiger Ausdruck der Glaubenswelt und bis heute zentraler Teil der Lebenswirklichkeit der Balinesen. Kein Besucher von Bali, der die Gelegenheit dazu hat, sollte sich dieses Erlebnis und diese Erfahrung entgehen lassen. Die genauen Kalenderdaten von Galungan-Kuningan und der übrigen Feste finden Sie für das laufende Jahr auf unserer Seite unter den Fest-Terminen von Bali.

Home

Feste

Fest-Motive

Beschreibungen

Termine

Kontakte

Adressen

Impressum